13. Januar 2023 | DOMOTEX Messegelände | Much Untertrifaller
Much Untertrifaller ist zu Gast bei „Architektur im Dialog“ der Lavesstiftung. Die Lavesstiftungist zu Gast bei der Domotex in Hannover, Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge. Freitagabend, Mitte Januar. Die Messehalle leert sich langsam, die Stühle im Vortragsbereich aber sind voll belegt. Arno Reich, Senior Vice President der Deutschen Messe AG, begrüßt, Robert Marlow, Vorstandsvorsitzender der Lavesstiftung, führt in den Abend ein. Dann Auftritt Untertrifaller. Dunkles T-Shirt unter sandfarbenem Anzug, zurückhaltendes Auftreten, Österreicher.
152 Folien umfasst sein Vortrag und beinahe ebenso viele Projekte, die er mit seinem Büro entwickelt, plant, umsetzt. Er versucht, alle 14 Tage in jeder Dependance seines Büros, das er seit 1982 gemeinsam mit Helmut Dietrich führt, vorbeizuschauen. Eine ehrgeizige Reisetätigkeit zwischen Bregenz, Wien, St. Gallen, Paris und München. Dass da noch Zeit für Vorträge bleibt, beeindruckt. Ebenso wie seine Bauten. Viele Schulen sind darunter. In den Gebäuden, oft aus Holz, möchte man gern noch einmal beschult oder gleich selbst als Lehrer tätig werden. Hell, klar strukturiert, viel Projekt-, wenig Verkehrsflächen, zum Teil mit Klassenzimmern im Außenraum inklusive Kräuterbeeten. Untertrifaller sind die Zusammenhänge wichtig. Wo stehen die Gebäude, wie stellt sich das Umfeld dar, baulich, aber vor allem auch sozial? Seine Gebäude wollen das Zusammenleben fördern, Gemeinschaft schaffen. Ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung. Um dies zu erreichen, überzeugt er Bauherren davon, über den Tellerrand zu schauen. Es gelingt ihm aufzuzeigen, was Projekte an Mehrwert generieren können. Auch die eigentlich profane Aufstockung eines neuen Lidl-Marktes mit Wohnungen kann so zu einem sinnstiftenden Projekt werden. Nicht die Gestaltung steht hier bei geringem Budget im Vordergrund, sondern die optimale Nutzung von Ressourcen und ein sozialer Anspruch, der das Quartier prägt.
Überhaupt liegt Untertrifaller die Verdichtung am Herzen. Gerade in Vorarlberg, wo viele seiner Projekte verortet sind, gelingt es ihm, im „Siedlungsbrei“, wie er die meist frei stehenden Wohnhäuser nennt, Zwischenräume zu nutzen, kontaktfördernde Nachbarschaften zu entwickeln und gleichzeitig qualitätsvolle Architektur zu schaffen. Diese Komplexität sei es, über die Architekten einen Bogen spannen könnten. Hierin sieht Untertrifaller die Aufgabe des Berufsstandes. So entstehe Baukultur, die so entscheidend sei für die Qualität unseres Lebensraumes, unseres Wohlbefindens und unseres Zusammenlebens.
Prof. Jan R. Krause, von der Hochschule Bochum, führt anschließend ein Gespräch mit Much Untertrifaller. Es geht noch einmal um die Verantwortung und um die Frage, ob der Nachwuchs in der Lage ist, diese zu übernehmen. Untertrifaller sagt, nur mit Bachelor sei der Beruf nicht auszuüben. Aber auch mit einem Master seien noch rund drei Jahre im Büro nötig, um in diesem Beruf tatsächlich anzukommen, der dann der schönste der Welt sei. Schlusswort. Applaus. Wein und Häppchen für Zuhörende und Protagonisten in der Skylounge im 18. Stock des Messehochhauses.
Leider ist es zu dunkel und zu regnerisch, ansonsten hätte man gern bis Vorarlberg geschaut.
Fotos: Fotos: Kai-Uwe Knoth