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20.06.2024 | Altes Rathaus Hannover | Landesbischof Ralf Meister

Den Raum (um)nutzen

Die Umnutzung von Kirchengebäuden ist zu einem großem aber immer noch weniger stark beachteten Thema geworden, das weit über religiöse Belange hinausgeht und tief in die gesellschaftlichen, kulturellen und ökologischen Dimensionen unserer Zeit hineinreicht. Angesichts des stetigen Rückgangs der aktiven Kirchengemeinden und der damit einhergehenden Leerstände vieler Kirchengebäude stehen zahlreiche dieser oftmals historischen und architektonisch bedeutsamen Bauwerke vor einer ungewissen Zukunft. Die Frage, wie diese Gebäude sinnvoll und nachhaltig weitergenutzt werden könnt, gewinnt daher an Dringlichkeit.

Vor diesem Hintergrund lud die Lavesstiftung den Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister in das Alte Rathaus in Hannover zu „Architektur im Dialog“ ein.

Kammerpräsident und Stiftungsvorsitzender Robert Marlow begrüßte die Gäste zur zweiten Auflage  der Veranstaltungsreihe im Jahr 2024, die unmittelbar nach dem Konvent der Baukultur stattfand, an dem sowohl Marlow als auch Ralf Meister teilnahmen. Marlow ging auf die kürzlich in Kraft getretene Novellierung der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) ein, die künftig das Umnutzen und Weiterbauen im Bestand erleichtern soll. Auch der Kirchenraum steht vor diesen Veränderungen, so Marlow und übergab das Wort.

Jede Kirche ist ein Beispiel für Mehrfachnutzung, ist sich Landesbischof Ralf Meister sicher. Jede Kirche ist mehr als nur ein Ort für den Gottesdienst. Anhand einiger Beispiele aus dem großen Gebäudebestand der Landeskirche zeigte er, wie die Kirche den Raum neu interpretiert, Klimaschutzmaßnahmen realisiert, aber auch vor welchen Problemen Kirche und insbesondere Kirchen aktuell stehen. Kirchengebäude in der Landeskirche Hannovers werden anhand eines Ampelsystems katalogisiert und dahingehend analysiert, ob und wie eine Umnutzung bzw. Weiternutzung des Gebäudes unter wirtschaftlichen aber auch ökologischen Aspekten sinnvoll ist.

Im anschließenden Podiumsgespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes und Kammer-Vizepräsidenten Christoph Schild wurde engagiert und nachdenklich über dringliche Fragen gesprochen: Wie die Kirchen von morgen weiterhin städtebaulich bedeutend bleiben, ob wir den Raum anders denken müssen und welche Rolle die Kirche bei den Themen Nachhaltigkeit und Wohnungsnot in der Baubranche spielt.

Meisters Kirche der Zukunft: Natur im Kirchenraum. Mehrfachnutzung. Aber bitte nicht den Altar.

Fotos: Kai-Uwe Knoth