25. November 2008 | Altes Rathaus Hannover | Prof. Maria Auböck
Der Spaziergang durch einen Garten kann einen Patienten schneller gesund machen. Das belegen Studien. Ob die Gärten von Maria Auböck gleich Blinde zum Sehen bringen, ist nicht belegt, aber heilsam wäre es, wenn alle die Arbeiten der österreichischen Landschaftsarchitektin betrachten und darin lustwandeln könnten. Dass Landschaftsarchitektur schön ist, zeigte Auböck am 25. November 2008 bei der Veranstaltungsreihe „Architektur im Dialog“ der Architektenkammer Niedersachsen im Alten Rathaus in Hannover.
Sie stellte Projekte vor, die fast alle auf Wettbewerbssiege aufbauten – Erfolge, die sie ihren stets intelligenten Lösungen für komplexe Fragestellungen verdankt, die sie mit ihrem Partner János Kárász und ihren Mitarbeitern findet. Immer wieder anders nähert sie sich ihren vielfältigen Aufgaben, mal wild naturverbunden, mal gradlinig ästhetisch. Am Anfang ihrer Arbeit stehen die Idee, die Suche nach einer klärenden Ordnung und vor allem die Diskussion. Das Objekt selbst, so sagt sie, ist am Ende jedoch nur bedingt kalkulierbar. Gärten haben nun mal ein offenes Ende, denn die Natur verändert sich, ist in Bewegung. Sie versucht daher, die Zeit als integralen Bestandteil der Planungen einzubeziehen, um den wechselnden Charakteristika so gut wie möglich zu begegnen.
Bei ihren urbanen Projekten scheint es so, als ob die Natur ihren Raum den überbauten Flächen wieder abringt. Fassaden werden grün, Plätze von mäandrierenden Wasserläufen zerfurcht und Dächer zu Schrebergärten oder Weinanbaugebieten.
Vor allem bei den großen Blockbebauungen in Wien, sei es in einer autofreien Mustersiedlung oder in einer interkulturellen Nachbarschaft, versucht Auböck stets das Vorhandene mit den Mitteln der Landschaftsarchitektur zu entwickeln. Sie schöpft dabei aus der großen Vielfalt der Pflanzenwelt und fördert zugleich das rege Alltagsleben der Bewohner, die ihren Tee auf den Wiesen trinken, ihre Feste in den idyllischen, nicht streng funktionalen Innenhöfen feiern oder in den Parzellen auf den Dächern Gemüse aufziehen. Dächer sind für Auböck immer wieder Spielwiesen ihrer Planungen. Auf einem Krankenhaus legte sie einen 80 Quadratmeter großen Dachgarten an, der direkt mit dem Fahrstuhl zu erreichen ist. Über Holzstege gehen die Patienten durch eine nur scheinbar wild wachsende Pflanzenwelt mit einem Farbkonzept in Grün und Blau: „Healing Gardens“ auch hier.
Auböck und ihr Team bauen natürlich international. In Italien rekultivieren sie derzeit eine Industriebrache im Hinterland von Salerno, gestalten hier ein Leichtathletikzentrum und einen Teich. Am Hafen bauen Chipperfield und Hadid. Verstecken muss sich die Landschaftsarchitektur neben den stärker nach Aufmerksamkeit heischenden Hochbauten nicht, vielmehr komplimentieren Auböcks wohltuend sinnliche Landschaften das Erscheinungsbild und die Nutzbarkeit der Stadt.
Auböck und ihr Team gestalten für ihre Anlagen auch Möbel, meist aus Holz in organischen Formen, mal zum gerade sitzen, mal zum Lümmeln. Sie entwickeln Konzepte für ganze Stadträume, für Privatgärten oder für Anlagen des Weltkulturerbes: die Brücke vor Schloss Schönbrunn in Wien beispielsweise. Mit dezentem Licht, extrem reduzierter Möblierung und einem Wasserbecken, das den Niveauunterschied des Geländes so geschickt ausgleicht, dass die Autos auf den umliegenden Straßen für den Betrachter verschwinden. Hier ist von großflächigen Pflanzungen nichts mehr zu sehen, das ist strenges landschaftsarchitektonisches Design.
Ob sie ihre Arbeit als Kontrapunkt oder als Dekor von Hochbauprojekten sehe, fragte sie Journalist Jochen Stöckmann im Anschluss an den Vortrag. Auböck wollte sich auf verengte Sichtweisen nicht einlassen. Ihr gehe es um das große Ganze, das nur in Kooperation aller Beteiligten entstehen könne. Dass Landschaftsarchitekten gleichberechtigte Partner sind, hat Auböck deutlich gemacht.
Fotos: Kai-Uwe Knoth