16. Juni 2016 | Altes Rathaus, Hannover | Prof. Benedikt Schulz
Schalke gegen Dortmund
Schon der erste Blick auf das Werkverzeichnis des Leipziger Architekturbüros Schulz und Schulz lässt ahnen: Den Brüdern Ansgar und Benedikt Schulz geht es um Großes. Seit 1992 bauen die beiden in Witten geborenen und bekennenden Schalke-Fans laut Benedikt, dem jüngeren der beiden Brüder, „am liebsten Räume für möglichst viele Leute“: Schulen, Sportstätten, Labore, Universitätsgebäude, ein Polizeirevier… Für den Neubau der katholischen Propsteikirche St. Trinitatis, direkt gegenüber des Leipziger Neuen Rathauses, wurde das Büro, dem inzwischen 45 Mitarbeiter angehören, jüngst mit dem Balthasar Neumann Preis und dem BDA Preis 2016 ausgezeichnet. Bei der mit rund 200 Besuchern sehr gut besuchten Veranstaltung „Architektur im Dialog“, zu der die Lavesstiftung den Architekten Prof. Benedikt Schulz am 16. Juni 2016 ins Alte Rathaus nach Hannover eingeladen hatte, begrüßte Kammerpräsident Wolfgang Schneider seinen Gast sehr herzlich. Mit Blick auf den Preisträger des Niedersächsischen Staatspreises 2016 wies er darauf hin, dass es offenbar häufig noch immer die Kirchen seien, „die Mittelpunkte in der Stadt schaffen, öffentliche Räume fassen und mit Bedeutung versehen.“ Doch am Abend des EM-Spiels Deutschland : Polen sollte es neben dem markanten Kirchenbau auch noch um zwei weitere Projekte gehen, die „Raum schaffen für kollektive Emotionen“: das „Tor auf Schalke“, das 2017 fertiggestellt werden soll, sowie einen mit dem dritten Platz ausgezeichneten Wettbewerbsbeitrag für die Zentrale Akademie des DFB mit Sitz in Frankfurt. Die Auswahl dieser Projekte unter dem Titel „Wege zur Glückseligkeit“ war für Moderator Prof. Dr. Alexander Gutzmer, Chefredakteur der Zeitschrift „Der Baumeister“ eine Steilvorlage für seine Frage: „Kann Architektur Glück stiften?“ „Natürlich“, so Benedikt Schulz, „das sollte die ureigenste Aufgabe von Architektur sein. Sie soll Menschen berühren und Lebensraum schaffen für positive Momente.“ Begriffe wie Kompromisslosigkeit oder gar Radikalität, mit denen der Baustil der Brüder immer wieder beschrieben werde, läge ihnen fern, so Schulz: „Es gibt für eine Bauaufgabe immer nur eine Idee, und die gilt es herauszuarbeiten. Vielleicht wirkt das ja für manche Leute radikal. Aber wir möchten, dass die Menschen sich wohlfühlen, wir wollen sie nicht quälen!“ Architektur könne - weit über die religiöse Bedeutung des Wortes hinaus - tatsächlich missionarisch wirken: „Ein Raum kann das Handeln eines Menschen beflügeln“ Vor allem beim Sport sei dies weltweit deutlich spürbar. „Fußballstadien sind die Kirchen der Moderne: Das ist Leben pur und hat eine enorme Strahlkraft in die Umgebung.“ Aus diesem Grund würde es die Brüder „wahnsinnig interessieren, auch einmal ein Stadion zu bauen,“ gibt Benedikt Schulz zu. Und nach kurzem Zögern: „Mit der nötigen professionellen Distanz - sogar für Dortmund.“
Fotos: Kai-Uwe Knoth